Nachdem die Evangelischen Christen in Deggendorf lange keine Kirche hatten und die Gottesdienste im Gasthaus feiern mussten, gelang es 1882 ein Grundstück an der Amanstraße zu erwerben und das dortige Haus auszubauen.
1898/99 wurde dann die Auferstehungskirche im neugotischen Stil nach Plänen des Münchner Architekten Carl Lemmes erbaut.
Die genaue Geschichte können Sie im folgenden Nachlesen:
Die Vorgeschichte
Zunächst mussten die evangelischen Christen in Deggendorf ihre Gottesdienste im Gasthaus feiern, da kein anderer Raum vorhanden war.
Natürlich wurden von Anfang an alle Kräfte darauf verwendet, einen geeigneten, würdigen Gottesdienstraum einzurichten. Die Anträge der Evangelischen, für die protestantischen Gottesdienste - wie es in anderen Städten üblich war - den Rathaussaal oder einen Schulraum benutzen zu dürfen, wurden abgelehnt.
Ein leer stehender staatlicher Getreidespeicher, der entsprechend umgebaut und eingerichtet werden sollte, wurde als Gottesdienstraum in Erwägung gezogen. Das Projekt scheiterte jedoch an den harten Bedingungen des Staates, der nicht nur auf einer einjährigen Kündigungsfrist bestand, sondern für den Fall der Kündigung auch die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands forderte. Dieses finanzielle Risiko war der nicht gerade wohlhabenden evangelischen Gemeinde zu groß. Im besagten Getreidespeicher an der Hengersberger Straße befinden sich heute die Räume des Hotels "Donauhof".
1882 konnte die Gemeinde das Haus Nr. 253 1/9 in der Amanstraße erwerben. Das zweite Stockwerk wurde in entsprechender Höhe gebaut und mit vier Rundbogenfenstern ausgestattet. Über die gesamte Breite des Hauses wurde ein Betsaal eingerichtet. Nun stand erstmals ein würdiger Gottesdienstraum zur Verfügung. Die evangelische Gemeinde umfasste im Jahr 1900 gerade einmal 139 Mitglieder. Trotzdem wurde der neue Betsaal, vor allem für die Gottesdienste an den Feiertagen, schnell zu klein. Das Haus war der Menschenmenge auch statisch nicht gewachsen.
Der Reiseprediger Ludwig Lammel berichtet in der Pfarrbeschreibung von 1914/15:
"Durch einen Architekten war bereits das in der Amanstraße dem Haus 253 1/9 gegenüber gelegene Grundstück ausersehen, und dasselbe sollte auf dessen Namen für die evangelische Gemeinde käuflich erworben werden. Doch am Abend vor der notariellen Verbriefung brachte der 'Deggendorfer Donaubote' die Notiz, dass die evangelische Gemeinde sich mit dem Gedanken trage, das Grundstück zu erwerben und darauf eine protestantische Kirche zu erbauen. Der Besitzer des Grundstücks erklärte vor dem Notar trotz vorher vereinbarten Kaufhandels, das Grundstück sei ihm zu dem ausgemachten Kaufpreis nicht feil. Er forderte das Doppelte, so wurde der Erwerb des Grundstückes vereitelt."
Heute befindet sich an dieser Stelle die Volkshochschule.
Ferner hält Lammel fest:
"Ein weiteres Projekt richtete sich auf die in Schaching stehende kleine katholische Kirche, welche in keiner Weise mehr zu katholischen Gottesdiensten benützt wurde. Offenbar wurde die Absicht der evangelischen Gemeinde auf etwaigen Erwerb dieses Kirchleins katholischerseits bekannt; es wurden plötzlich wieder Messen in der Kirche veranstaltet und damit ihre Unentbehrlichkeit 'erwiesen'."
Schließlich konnte 1896 von der Stadt ein geeignetes Grundstück erworben werden - der Teil der "Lukaswiese", auf dem die Auferstehungskirche heute steht.
Die Auferstehungskirche
Die protestantische Kirche in Deggendorf wurde 1898/99 im neugotischen Stil nach Plänen des Münchner Architekten Carl Lemmes erbaut. Von ihm stammen auch die evangelischen Kirchen in Zwiesel und Straubing.
Die Kirche ist ein einfacher Backsteinbau mit Granitsockel und Sandsteinabdeckungen und bietet etwa 150 Menschen Platz. Der Grundriss weist mit dem kleinen Querschiff die Form eines Kreuzes auf und erinnert so an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus als Herrn der Kirche. Betritt man die Kirche auf der östlichen Seite unter dem Turm, geht man auf das schöne Glasfenster an der Westwand des Chorraums zu, das die Auferstehung Jesu am Ostermorgen darstellt. Dieses Glaskunstfenster prägt den Eindruck des gesamten Kirchenraumes. Es wurde von einer anonymen Gönnerin 1899 gestiftet, die auch verfügte, dass das Fenster den Auferstandenen zeigen solle. Angefertigt wurde es in der Werkstatt des Michael Bingold in Nürnberg.
Von verschiedenen evangelischen Familien wurden auch die Seitenfenster gestiftet, die allerdings keine bildlichen Darstellungen, sondern einfache Ornamente zeigen, welche den Raum in ein helles, buntes Licht tauchen.
Der schlanke Turm erhebt sich mit seinem spitzen Helm fast 40 Meter hoch. In allen vier Himmelsrichtungen zeigt er die Uhrzeit an, die auch vom Glockenschlag hörbar verkündet wird. Nach oben weisend, sagt uns der Turm, wer der Herr aller Zeit ist.
Die Baukosten beliefen sich zusammen mit dem Baugrund und der Innenausstattung auf 52.000 Mark - zur damaligen Zeit eine stolze Summe, die von der Gemeinde allein nicht aufgebracht werden konnte, obwohl viele evangelische Deggendorfer großzügig für die neu zu errichtende Kirche spendeten. So wurde in ganz Bayern eine Kollekte für den Bau erhoben, und auch die Diasporawerke leisteten finanzielle Unterstützung für Bau und Einrichtung der neuen Kirche.
Sie wurde im Laufe der Jahre mehrfach renoviert und farblich immer wieder anders gefasst. Im Chorbogen steht das Lutherwort „Ein feste Burg ist unser Gott". Es erinnert daran, dass Menschen aller Zeiten bei Gott geborgen sind.
Den Namen Auferstehungskirche trägt unsere Kirche erst seit 1975, vorher hieß sie einfach nur „protestantische Kirche".
Die Ausstattung
Die Kirche hatte von Anfang an eine Orgel und verfügte über drei Glocken. In den beiden Weltkriegen wurden jeweils zwei Glocken beschlagnahmt. Das heutige Geläut aus der Glockengießerei Perner in Passau stammt aus dem Jahr 1959. Die Orgel ist bereits die dritte und wurde 1980 von Orgelbaumeister Simon aus Landshut gefertigt.
Wie in fast allen evangelischen Kirchen stehen Kanzel und Altar nahe beieinander. Wort und Sakrament sind gleichwertig und ergänzen sich.
2015 fasste der Kirchenvorstand den Beschluss, den Altarraum neu zu gestalten, da das ursprüngliche Ensemble - Altar, Kreuz und Lesepult - nicht für die Auferstehungskirche gefertigt wurde und nur bedingt zum Stil des Raumes passte. Für das ambitionierte Projekt konnte der renommierte Künstler Wolfgang van Elst aus Unterammergau gewonnen werden. Der Altar, das Lesepult und der Leuchter für die Osterkerze wurden aus den Materialien gestaltet, die bereits in der Kirche vorhanden sind; so fügen sie sich harmonisch in den neugotischen Kirchenraum ein.
Den Höhepunkt stellt das Kunstwerk vor dem Altarfenster dar: In die eisernen Quadrate wurden Fenster aus satiniertem und geschichtetem Glas eingesetzt. Die satinierten Fenster bilden ein Kreuz, dessen Umrandung durch Blattgold hervorgehoben ist. So sind Kreuz und Auferstehung in einem Kunstwerk vereint. Das geschichtete Glas enthält Gegenstände des Alltags, die zum Teil verfremdet wurden. Je nach Standort lassen sich unterschiedliche Bilder und Motive erkennen - eine Ermutigung, auch einmal die Perspektive zu wechseln und scheinbar Vertrautes neu wahrzunehmen. Das Kunstwerk kann mithilfe von LED-Technik indirekt beleuchtet werden.
Am Sonntag Reminiszere, den 12. März 2017, konnte Pfarrer Jürgen Pommer den neuen Altarraum im Beisein zahlreicher Gottesdienstbesucher und Ehrengäste feierlich einweihen.
Hier finden Sie Zeitungsberichte zur Auferstehungskirche: